Feierstunde im Couven-Museum: Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen überreichte Georg Helg den Goldenen Ehrenring der Stadt Aachen. Fotos: Andreas Hermann
VON MARTINA STÖHR
AACHEN Georg Helg gab sich bescheiden: Mit „ungläubigem Staunen und großen Zweifeln“ habe er zunächst auf die Nachricht der Auszeichnung reagiert. Doch während der offiziellen Übergabe des Goldenen Ehrenrings der Stadt Aachen durch Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sollte sich schnell zeigen, dass es kaum einen geeigneteren Kandidaten für die Wiederbelebung dieser Auszeichnung hätte geben können.
Im Festsaal des Couven Museums hatten sich die Gäste eingefunden, um gemeinsam mit Georg (Schorsch) Helg zu feiern: Und zwar nicht nur die Verleihung des Ehrenrings, sondern auch seinen 86. Geburtstag. Und dabei kamen dann selbstverständlich all seine Verdienste zur Sprache. Herausragend ist dabei sicherlich sein Engagement für die Instandsetzung und Erhaltung des Aachener Rathauses. Als Initiator des Krönungsmahls hat er über viele Jahre Spenden in Höhe von insgesamt zwei Millionen Euro akquiriert.
Schalk im Nacken
Ein Bau mit dunklem Foyer, voller Büros und einem Krönungssaal, der an einen heruntergekommenen Lampenladen erinnerte: So beschrieb Helg das Rathaus, bevor der Rathausverein alle Hebel in Bewegung setzte, um den historischen Bau aufzupeppen.
„Der Öcher ist immer unzufrieden: Er schimpft über den Verkehr, über die Baustellen und über das Parken.“
Georg Helg, FDP-Politiker
Und er war es dann auch, der die Oberbürgermeisterin dort „zielgerichtet und mit hoher Expertise einführte“, wie Keupen bei der Übergabe des Rings ausdrücklich betonte. Und dass Helg ganz vorwitzig noch vor der Zeit einen Blick auf das gute Stück erhaschen wollte, quittierte sie mit einem Schmunzeln und dem Satz: „Ihm sitzt halt der Schalk im Nacken.“
Das können auch seine Enkel nur bestätigen: Felix sei eigens aus London angereist, um seinen Großvater zu ehren, hieß es. Er, aber auch Schorsch IV., brachten als Enkel jede Menge familiäre Wärme in den Festsaal. Beide beschrieben ihren „Opa“ als ungemein gebildete Persönlichkeit, immer zu einem Gespräch bereit und dabei niemals langweilig. Neben all der „liebevollen Lobhudelei“ konnte sich Schorsch IV. in seiner Videobotschaft allerdings ein lockeres „aber leider in der falschen Partei“ nicht verkneifen. Als FDP-Politiker engagiert sich Helg über viele Jahre auch politisch. Und seine Ehefrau Sophie begleitet ihn bei all seinen Aktivitäten seit 39 Jahren, wie er später ausdrücklich betonte.
Die Verdienste von Georg Helg verdichten sich in einer langen Liste von Aktivitäten. Das Rathaus hat ihm dabei immer ganz besonders am Herzen gelegen, und schon als Kind hat ihm der Blick auf den von Bomben zerstörten Granusturm nachhaltig zugesetzt. Die Bilder des Krieges und der Zerstörung haben ihn ganz offensichtlich bis heute nicht losgelassen, und so begann er seine eigene Rede eben mit diesen Jahren seiner Kindheit, warf dann aber auch einen Blick in die Zukunft. Das Konstrukt der Städteregion sei in Aachen noch nicht angekommen, sagte er und wünscht sich ein „Oberzentrum“, um in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Den ständigen Vergleich mit der niederländischen Stadt Maastricht mag er dann auch so nicht gelten lassen. „Der Öcher ist immer unzufrieden: Er schimpft über den Verkehr, über die Baustellen und über das Parken“, sagte er. Bei all der Kritik werde aber nichts getan, um dem Strukturwandel effizient gerecht zu werden, fügte er hinzu und nannte als Beispiel das Beibehalten starrer Ladenöffnungszeiten trotz Internet-Konkurrenz.
Georg Helg wurde vom Rat der Stadt Aachen bei zwei Enthaltungen einstimmig für die Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenring bestimmt. Mit ihm soll dieser Brauch wiederbelebt werden. Zuletzt wurde die Auszeichnung 2010 an Walter Eversheim, von 1997 bis 2009 Sprecher des Karlspreisdirektoriums, vergeben. Mit dem Goldenen Ehrenring werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die „sich mit ihrem Lebenswerk und hohem Engagement für das Wohl und das Ansehen der Stadt Aachen und ihrer Bürgerschaft eingesetzt haben“.
Georg Helg ist seit 1999 Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Karlspreises zu Aachen: In seiner Amtszeit wurden Bill Clinton (2000), der verstorbene Papst Johannes Paul II (2004) und Papst Franziskus (2016) ausgezeichnet. Seit 2009 ist Helg stellvertretender Vorsitzender des Rathausvereins, den er mitbegründet hat.
Dem Aachener Rathaus hat er inzwischen mehrere Bücher gewidmet und mit einem Rathausführer (2002) für weitere Gelder gesorgt. Zudem ist Helg Mitglied des AKV (Aachener Karnevalsverein) und war zeitweise auch Präsident des Vereins. In dieser Zeit machte er sich insbesondere um die Sammlung Crous verdient.
Mehr als 60 Jahre gehört Helg der Prinzengarde der Stadt Aachen an. Seit 1961 ist er Mitglied der FDP. 2006 wurde ihm der Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Mit freundlicher Unterstützung der Aachener-Zeitung
Quelle: Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten